Gestern sprach mich Anton an und fragte nach einer Adresse, wo er seine ungeweinten Tränen abgeben könnte.
Auf meine Nachfrage, wie er das denn meinte, erzählte er mir, dass er möglichst versuchen würde niemanden zu belasten mit seinen Sorgen, psychischen Verletzungen, Ängsten und eben seinen zurückgehaltenen Tränen.
Die letzten Jahre hatte er sie eigentliche immer gut im Griff gehabt, aber in der letzten Zeit merkt er doch, dass der Topf sehr voll geworden war.
Ich fragte ihn weiter warum er nicht schon viel früher eine Möglichkeit gesucht hatte diese Tränen auch wirklich zu weinen. Ich könnte mir vorstellen, dass es ihm dadurch schon längst hätte viel besser gehen können.
Anton schwieg zunächst, erst nach längerer Überlegung meinte er, dass er wohl befürchten würde die Wertschätzung und Anerkennung der Menschen aus seinem Umfeld zu verlieren. Immerhin gelte er dort durchaus als stark, belastbar und ausdauernd.
Heißt das, fragte ich zurück, dass dir die Anerkennung und Wertschätzung der anderen wichtiger erscheint als die Wertschätzung deiner eigenen Gefühle?
Auch das Gefühl der Traurigkeit und Verletzlichkeit hat einen Wert. Weist es uns nicht oft darauf hin, dass wir selbst nicht zu uns gehalten haben, unsere Grenze nicht deutlich genug aufgezeigt haben, um nicht Gefahr zu laufen andere zu verletzen?
Anton, kennst du jetzt die Adresse, wo du deine Tränen abgeben kannst, fragte ich ihn?
Er schaute mich verwirrt an.
DU BIST ES SELBST, SCHAU IN DICH HINEIN!
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